Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 16. März 1999

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"Häufig fehlten Angaben über Versand- und Lieferkosten / Studie der Verbraucherverbände bemängelt Datenschutz beim elektronischen Handel
...die Wissenschaftler Johann Bizer und Rüdiger Grimm. Sie haben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) ein Gutachten erstellt, in dem Mängel beim Datenschutz in Internetshops untersucht werden. ... Ärgerlich sei auch der Einsatz von Cookies, die von Diensteanbietern auf den Rechnern der Kunden abgelegt werden. Die kleinen Programme registrieren das Nutzerverhalten. Diese Informationen werden dann beim nächsten Besuch auf den Seiten des Anbieters im Internet automatisch ausgelesen. Zwar könnten diese Dateien von den Nutzern verändert oder auch gelöscht werden, doch dazu seien schon spezielle Computerkenntnisse erforderlich, ... . Deswegen fordern die beiden Wissenschaftler, daß die Nutzer informiert werden müßten welchen Inhalt die Cookies haben, wer sie erhält und was mit den Informationen passiert. So sieht es auch das Informations- und Kommunikationsdienstegesetz vor. Nicht rechtliche Neuregelungen, sondern die Information von Anbietern und Kunden über die bestehenden gesetzlichen Regelungen hält Joachim Jacob, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, für die richtige Strategie, ... . Er appellierte an die Softwareindustrie, von sich auch Komponenten in Shopping-Produkte einzubauen, die dem Nutzer anzeigen, wann seine Persönlichkeitsrechte berührt werden. Nötig sei eine Art Privacy-Control-Programm, das beispielsweise die Ladenbetreiber einer Online-Mall daraufhin kontrolliere, wie sie es mit dem Schutz der Privatsphäre ihrer Kunden halten. ... Dazu gehört nach Ansicht von Bizer und Grimm auch der Grundsatz der Datensparsamkeit. Das bedeutet, daß nur die Daten abgefragt werden, die für den jeweiligen Vorgang benötigt werden." HB 16.3.99 S. 47

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"Microsoft auf Datenjagd / Über die Online-Registrierung von Windows 98 wurden offenbar Nutzerinformationen gesammelt
... Im Zentrum steht der Online Registration Wizard. Mit diesem Windows-98-Programm können Microsoft-Kunden ihre Software über das Internet bei den Webservern der Firma registrieren. Dabei werden Benutzerinformationen wie Name und Firma übertragen. Das ist im Grunde ein normaler Vorgang, der durch das Internet lediglich effizienter wird. Doch hier wurden viele Befürchtungen geäußert, wonach unbeobachtet mehr Daten fließen könnten, als dem Benutzer recht sein kann. ... Stein des Anstoßes ist eine Hardwareseriennummer, die für jeden Kunden und PC speziell erzeugt wird. Nach vorläufigen Erkenntnissen wurde diese Nummer durch den Wizard mitübertragen, auch wenn die Benutzer alle Optionen zur Hardware-Informationsübertragung ausgeschaltet hatten. Das ist effektiv dasselbe wie die viel diskutierte Seriennummer beim Intel Pentium III - nur, daß zusätzlich alle möglichen Personendaten mit der Nummer verbunden sind. ... Deutliche Kritik kommt von Datenschützern. Zwar ist auch für sie die Existenz einer Nutzer-Datenbank Grund zum Ärger, doch der wirkliche Casus Belli ist die zusätzliche Entdeckung, daß Microsofts Office 97-Programme ebenfalls in jedes erstellte Dokument eine eindeutige Seriennummer einbinden. ... Jetzt ist Microsoft um Schadensbegrenzung bemüht. Nach eigener Darstellung haben die Office- und Hardware-Seriennummern nichts miteinander zu tun. Es sei auch keine firmeninterne Nummerndatenbank angelegt worden, und falls sich doch irgendwo solche Daten finden sollten, werde man diese löschen, hieß es in einer Stellungnahme. Außerdem will die Firma auf ihrer Website ein Programm zum Entfernen der Office-Seriennummern bereitstellen. ... Doch wird erschreckend klar, daß durch die moderne Computertechnik der Aufbau einer Infrastruktur, ähnlich der einst von George Orwell beschriebenen Überwachungsszenarien, nicht nur prinzipiell möglich, sondern bereits Realität ist." SZ 16.3.99 S. V 2 / 14

"Schnüffelei am Prozessor / Seriennummer im Pentium-III-Chip läßt sich angeblich fälschen
... Besonderen Sprengstoff enthält die Pressemeldung durch den Umstand, das die Seriennummer des Pentium III selbst dann ausgelesen wird, wenn der Anwender mit einem Programm die Seriennummer vermeintlich abgeschaltet hat. ... 'Wenn jede Website die Seriennummer auslesen kann, dann ist das gesamte Konzept unsicher', läßt sich David Banisar vom Electronic Privacy Information Center (EPIC) bei Zero Knowledge zitieren. Sicherheitsspezialisten sehen die Sache freilich etwas anders: Für sie bestätigt sich mit dem Abschöpfen der Seriennummer nur die immer wieder betonte Einschätzung, daß ActiveX-Controls in einem Browser eine gefährliche Sache sind." SZ 16.3.99 S. V 2 / 14

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"Im Datennetz surfen, ohne Spuren zu hinterlassen / Software-Werkzeug verschleiert Nutzer-Identität
Wer im weltweiten Datennetz anonym bleiben will, der hat es schwer. Im Prinzip ist es möglich, jeden Surfer im Internet zu identifizieren. Eine Firma in Kanada will das ändern. Sie hat ein Verfahren entwickelt, mit dem persönliche Daten geschützt werden können." HB 16.3.99 S. 47

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"Eine harte Nuß für Hacker / Schloß für Computer und Programme
Ein mechanisches Schloß von knapp 1 Zentimeter Größe kann Computer, elektrische und mechanische Schaltungen und Geräte aller Art vor unberechtigtem Zugriff schützen." FAZ 16.3.99 S. T 2

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LOKALES


"Protest gegen Chip-Fahrschein der BVG
... Der Berliner Fahrgastverband hat an dem Modellversuch ... scharfe Kritik geübt. ...stellvertretende Vorsitzende Matthias Horth ... . ...auch datenschutzrechtliche Bedenken ... . Technisch sei es mit dem neuen System möglich, die Fahrtrouten der BVG-Nutzer nachzuzeichnen. 'In der Praxis werden die Daten nur für die Erhebung von Fahrgastaufkommen benutzt', so BVG-Sprecher Klaus Watzlak." taz 16.3.99 S. 20

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"Büchereien zweier Bezirke vernetzt / Berliner Datenverbund ist im Jahr 2001 komplett
'Sie sitzen zu Hause am Computer, buchen zuerst im Reisebüro ihren Urlaubstrip und bestellen danach gleich auf elektronischem Wege in der Bücherei ihren Reiseführer', sagt Herrmann Kühne. Seine Firma, die Sydios GmbH, baut derzeit den Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins (VÖBB) auf." BerlZtg 16.3.99 S. 23

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"Sozialhilfe bekommt nur, wer auch arbeiten will / Rund 2100 Empfängern wurde die Hilfe gestrichen, weil sie 'zumutbare Arbeiten' abgelehnt hatten / Auch Akademiker müssen Aushilfsjobs übernehmen
BERLIN. ... Charlottenburger Sozialstadtrat Udo Maier. ... Oft komme man den Antragstellern aber bereits auf die Schliche, bevor die Sozialhilfe gewährt wird. 'Bei dem Fragenkatalog, den die Leute ausfüllen müssen, ergeben sich oft schon Widersprüche', sagt Meier." Tsp 16.3.99 S. 10

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